Während ich das Büro meines verstorbenen Vaters ordnete, entdeckte ich eine versteckte Schublade, die einen Brief enthielt, der an mich adressiert war. Seine Worte waren voller Wärme, bis sie das schreckliche Geheimnis offenbarten, das er so viele Jahre lang verborgen hatte.
Drei Monate sind seit seinem Tod vergangen. Erst jetzt habe ich beschlossen, seine Sachen zu durchstöbern, um mit seiner Abwesenheit fertigzuwerden. Das Büro meines Vaters war der Ort, an dem er arbeitete, las und schrieb. Es roch nach alten Büchern und einem Hauch seines Eau de Toilette. Ich blies den Staub von den Regalen und ordnete die Dinge, aber als ich vor seinem Schreibtisch stand, zog sich mein Herz plötzlich zusammen. Es war nicht nur ein Arbeitsplatz, es war sein Platz, voller Erinnerungen.
Ich begann, die Schubladen des Schreibtisches zu durchsuchen, bis ich eine fand, die verschlossen war. Der Schlüssel lag direkt neben mir im Organizer, ich konnte nicht widerstehen. Ich öffnete die Schublade und fand mehrere Ordner und Umschläge. Einer davon fiel mir sofort ins Auge: Er war an mich adressiert. Mein Name stand in väterlicher Handschrift auf dem Umschlag: «Für meine Kate».
War dieser Brief für mich? Warum hat er ihn nicht geschickt? Alles in meinem Kopf geriet durcheinander. Nervös öffnete ich den Umschlag. Innen war ein Brief, und ich erkannte sofort seine Stimme, seinen Stil. Er schrieb über seine Kindheit, wie er meine Mutter kennengelernt hatte und wie stolz er auf mich war. Ich las jedes Wort und spürte seine Wärme in mir aufsteigen. Aber als ich zu einem Satz kam, blieb mein Herz stehen.
«Es gibt etwas, das ich dir nie erzählt habe… Als du ein Baby warst, hat dich deine leibliche Mutter zur Adoption freigegeben, damit du ein besseres Leben führen kannst. Wir haben dich adoptiert, und es war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben.»
Diese Worte trafen mich wie ein Blitz. Ich war adoptiert? Es war schwer für mich zu begreifen, als könnte ich nicht glauben, dass dies etwas mit mir zu tun hatte. Alles, was ich für meine Vergangenheit hielt, stellte sich als falsch heraus. Ich las diesen Satz mehrere Male, um sicherzugehen, dass ich mich nicht irrte, aber nein, es war wahr.
Mein Körper zitterte, als ob die ganze Welt um mich herum zusammengebrochen wäre. Wie konnte er mir so etwas Wichtiges verheimlichen? Warum wusste ich es nicht?
Aber der Brief war noch nicht zu Ende. Es gab noch eine andere Nachricht: «Es gibt einen weiteren Brief in dieser Schublade – von deiner leiblichen Mutter. Ich habe ihn aufbewahrt, damit du ihn lesen kannst, wenn du bereit bist.» Es fiel mir schwer, den Brief zu finden, aber ich konnte ihn nicht öffnen. Zu viele Emotionen, zu viele Fragen.
Ich hielt ihn in meinen Händen, ohne zu wissen, was ich damit anfangen sollte. Als ich schließlich meine Entscheidung traf, zitterten meine Hände und mein Atem war flach. Ich öffnete den Brief meiner leiblichen Mutter, und ihre Worte überraschten mich.
«Ich hielt dich in meinen Händen und es war die schwerste Entscheidung: dich gehen zu lassen. Aber ich wusste, dass ich dir nicht das Leben geben konnte, das du verdient hast. Ich habe deine Eltern ausgewählt, weil ich so viel Liebe in ihnen gesehen habe. Ich hoffe, du bist glücklich.»
Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Die Gefühle, die sie beschrieb, waren tief und ehrlich, aber sie taten weh. Wie kann man so sehr lieben und gleichzeitig loslassen? Ich war von Emotionen überwältigt und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Nach einigen Minuten der Hilflosigkeit rief ich Tante Marża an. Als ich ihr von den Briefen erzählte, war sie schockiert. «Oh, Kate», sagte sie, «er hat mir gesagt, dass du eines Tages die Wahrheit herausfinden würdest. Geht es dir gut?»
Ich konnte keine Worte finden. Ich sagte ihr, dass ich nicht wusste, was ich fühlte.
Meine Tante erzählte mir, dass sich meine Eltern lange gefragt hatten, ob sie mir die Wahrheit sagen sollten. Meine leibliche Mutter stand vor schwierigen Umständen, und ihre Entscheidung war schrecklich, aber die richtige für mich. Meine Tante fügte hinzu, dass sie in Seattle lebte und gab mir die Adresse.
Jeder Kilometer bis zu diesem Haus wurde für mich immer schwieriger. Als ich ankam, schlug mein Herz bis zum Hals. Das Haus war viel kleiner, als ich erwartet hatte, aber es war lebendig und gemütlich. Der Garten war voller Wildblumen, und der Zaun war nicht perfekt, aber er fiel trotzdem auf.
Ich stieg aus dem Auto und stand eine Weile da, unsicher. Doch dann, nach einem tiefen Atemzug, ging ich zur Tür und klopfte an.
Als sie aufsah, stand alles in ihrem Gesicht: Freude und Schmerz, Trauer und Glück.
«Er war ein guter Mann», flüsterte sie. «Ich wusste immer, dass er gut sein würde.»
Diese Tage fühlten sich für mich wie ein Traum an. Anna, meine leibliche Mutter, öffnete mir ihr Leben mit so viel Ehrlichkeit und herzlicher Freundlichkeit. Wir teilten Fotos und erzählten Geschichten. Sie versuchte nicht, sich zu rechtfertigen, sie sprach einfach von einem Leben, das ich nicht kennen konnte.
Wir erlebten zusammen Freude und Schmerz, und ich begann, die Bedeutung dieses Wissens zu verstehen. Ich erkannte schließlich, dass mein Vater mir nicht nur Antworten hinterlassen hatte: Er hatte mir die Gelegenheit gegeben, seine ganze Geschichte zu verstehen.