Meine Schwiegermutter brachte bei jedem Besuch für meine fünfjährige Tochter Pistazien in durchsichtiger Verpackung mit. Zuerst dachte ich, es sei nur eine harmlose Leckerei – bis meine Tochter eines Tages Bauchschmerzen bekam.
Ich wusste genau, dass meine Schwiegermutter meine Tochter sehr liebte und verehrte. Sie hing jede Woche an ihr, sie spielten zusammen, quasselten ununterbrochen. Alles schien normal. Aber es gab ein Detail, das mich manchmal misstrauisch machte.
Meine Schwiegermutter kam immer mit demselben durchsichtigen Beutel Pistazien. Meine Tochter freute sich jedes Mal, als wäre es das am sehnlichsten erwartete Geschenk.

Mich störte immer ein wenig, dass der Beutel keine Kennzeichnung hatte, kein Etikett – einfach nur ein durchsichtiger Plastikbeutel.
Eines Tages konnte ich nicht anders und fragte:
„Mama, wo kaufst du die?“
„Bei einer Bekannten auf dem Markt“, antwortete sie beiläufig. „Sehr lecker und gesund, nicht wie diese aus dem Laden, voll Chemie.“
Ich wollte nicht widersprechen. Nun ja, Großmütter sind eben so – sie lieben alles „Natürliches“.
Aber eines Tages, nach einem weiteren Besuch, klagte meine Tochter über starke Bauchschmerzen. Sie weinte, krümmte sich vor Schmerz, und ich brachte sie panisch ins Krankenhaus. Dort erfuhren wir etwas Schreckliches.
Der Arzt schwieg lange, als er die Testergebnisse betrachtete. Dann hob er die Augen:
„Sind Sie sicher, dass Ihr Kind keine Medikamente nimmt?“
„Natürlich nicht! Sie ist doch erst fünf!“

Dann sagte er etwas, das mir einen Schauer über den Rücken jagte: Im Blut fanden sich Spuren starker Beruhigungsmittel. Die Dosen waren klein, aber schädlich für ein Kind.
„Jemand gibt ihr das regelmäßig“, fügte der Arzt hinzu.
Zuhause öffnete ich sofort einen der übrig gebliebenen Pistazienbeutel. Der Geruch war seltsam – die Nüsse schienen mit etwas Bitterem durchzogen. Ich brachte alles ins Labor.
Am nächsten Tag kam das Ergebnis: Die Nüsse enthielten tatsächlich Rückstände von Beruhigungsmitteln.
Ich konnte es nicht fassen. Als ich meine Schwiegermutter darauf ansprach, wirkte sie zunächst überrascht, fast verängstigt.
„Ich wollte doch nichts Schlechtes…“, begann sie. „Die Nachbarin meinte nur, dass dein Kind zu laut und nervös ist. Das sei schädlich fürs Herz. Sie war doch früher Ärztin. Wir dachten, ein bisschen Beruhigungsmittel würde nicht schaden. Ich habe einfach ein paar Tropfen in die Nüsse gemischt…“

Ich traute meinen Ohren nicht.
„Sie haben ihr ohne ärztliche Aufsicht Medikamente gegeben? Ohne meine Erlaubnis?“
„Aber ich habe es doch aus Liebe getan!“ – schrie sie beinahe. „Ich wollte ihr doch nichts Böses, ich wollte nur, dass sie ruhiger wird!“
Von diesem Tag an waren die Türen unseres Hauses für sie geschlossen. Meine Tochter erholte sich lange – sowohl körperlich als auch emotional.
Jetzt weiß ich: Selbst die besten Absichten können gefährlicher sein als jedes Gift.