Ich servierte einem Stammkunden den Kaffee, da griff er plötzlich nach seinem Herzen und zeigte auf die Tasse: „Vergiftet…“

Ich servierte einem Stammkunden den Kaffee — da griff er plötzlich an die Brust, zeigte auf die Tasse und sagte: „Vergiftet…“ Eine halbe Stunde später fuhr ich mit Handschellen im Auto der Polizei davon und fragte mich verzweifelt, wie ich aus dieser Falle entkommen und den wahren Schuldigen finden sollte.

Alles begann ganz gewöhnlich. Ich arbeitete erst ein paar Wochen in diesem Café — ruhige Morgen, der Duft frisch gerösteten Kaffees, die Lächeln der Stammgäste. Einer von ihnen stach besonders heraus — ein älterer Herr mit tadellosen Manieren.

Jeden Tag nahm er denselben Tisch am Fenster und bestellte dasselbe: eine Tasse Kaffee und ein Croissant. Seine Anwesenheit gehörte zum Morgenritual, wie das leise Klingeln von Porzellan oder der Geruch von Gebäck.

An jenem Morgen deutete nichts auf Unglück hin. Ich brachte ihm seine gewohnte Bestellung, er bedankte sich mit demselben freundlichen Blick … und ein paar Minuten später griff er nach der Brust und fiel zu Boden.

Wir stürzten alle zu ihm; jemand rief bereits den Rettungsdienst — wir dachten an einen Herzinfarkt. Doch bevor er das Bewusstsein verlor, hob er zitternd den Finger und deutete auf die Tasse:
— Der Kaffee… vergiftet…

Stille legte sich über den Raum. Dann fielen die Blicke. Alle starrten mich an.

Eine halbe Stunde später saß ich bereits mit Handschellen im Polizeiwagen. Mir schien, als stürze meine Welt in sich zusammen. Ich wusste nicht, wer und warum so etwas getan hatte. Eines war klar: wenn ich nicht jede Einzelheit jenes Morgens rekonstruiere und den Schuldigen finde, würde dieses Gift nicht nur ihn töten — es würde auch mich zerstören.

Im Verhörraum drehte sich meine Erinnerung wie ein veralteter Plattenspieler — brüchige Fragmente des Morgens hakten: der Blick des Lieferanten an der Kaffeemaschine, der kurze Satz eines Kollegen, das Glitzern am Rand der Tasse.

Ich konnte nicht einfach sitzen und auf ein Urteil warten. Durch einen Spalt in der Zellentür rief ich Mark an — meinen Freund aus Kindertagen — und sagte nur: „Du musst an meiner Stelle anfangen… Beobachte alles von innen.“

Mark hatte sich in jenem Café als neuer Mitarbeiter anstellen lassen und begann zu beobachten. Zugang zur Maschine hatten nur die Baristas und die Bedienungen. Die anderen durften nicht einmal an die Theke.

Und sofort fiel einer auf — der Barista Erik. Verschlossen, angespannt, mit einem Blick, als verberge er etwas.

Mark wählte zunächst einen sanften Ansatz. Nach seiner Schicht sprach er ihn an:
— Du bist irgendwie auf Krawall gebürstet. Komm, lass uns was trinken, entspann dich.

Erik zögerte, willigte dann aber ein. Im Lokal lockerte sich seine Zunge bei ein, zwei Schnäpsen. Schließlich gestand er, dass an jenem Tag die Besitzerin des Cafés, Isabella, ihm ein kleines Tütchen gegeben hatte und gesagt: „Das ist ein neues Aroma für den Kaffee.“

Sie befahl ihm, etwas davon in die Tasse des Stammgasts zu geben — man solle sehen, wie er reagiert — als wäre es ein Marketingexperiment.

Erik folgte der Anweisung, doch am Abend, als er von dem Tod hörte, begriff er, dass in dem Tütchen etwas völlig anderes gewesen war.

Als Mark vorsichtig mit Isabella sprechen wollte, gefror ihr Lächeln.
— Wenn du auch nur ein Wort der Polizei sagst, — flüsterte sie, — verschwindest du schneller als der alte Mann.

Ab diesem Moment fügte sich das Puzzle zusammen. Mark fand in Archiven Artikel: Der Verstorbene war der ehemalige Staatsanwalt Richard Grant, und Isabellas Vater war ein Minister, verwickelt in einen Korruptionsskandal, den Grant einst eingestellt hatte. Doch nun, da neue Beweise auftauchten, drohte Grant, die Akte wieder zu öffnen.

Der Tod war kein Zufall, sondern sorgfältig servierter Kaffee — ein Nachspiel aus der Vergangenheit.

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